Wenn der Duft von frisch gebackenem Focaccia durch die Supermarktgänge zieht, greifen viele Verbraucher spontan zu – besonders bei verlockenden Sonderangeboten. Doch hinter dem mediterranen Aromenerlebnis verbirgt sich eine weniger appetitliche Wahrheit: Gerade bei preisreduzierten Focaccia-Produkten setzen Hersteller häufig auf eine Vielzahl versteckter Zusatzstoffe, die dem ursprünglich einfachen italienischen Fladenbrot wenig gemein haben.
Das Ablenkungsmanöver mit dem Preis
Psychologische Studien belegen: Stark beworbene Preisvorteile lenken unsere Aufmerksamkeit gezielt von anderen Produkteigenschaften ab. Bei Focaccia-Angeboten nutzen Supermärkte diesen Effekt systematisch aus. Während große Rabatt-Aufkleber unseren Blick fesseln, übersehen wir die oft winzig gedruckte Zutatenliste – ein fataler Fehler für gesundheitsbewusste Verbraucher.
Die Realität sieht ernüchternd aus: Authentisches Focaccia besteht traditionell aus wenigen Grundzutaten wie Mehl, Wasser, Hefe, Olivenöl und Salz. Supermarkt-Varianten hingegen enthalten durchschnittlich 15 bis 25 verschiedene Inhaltsstoffe, von denen viele als Zusatzstoffe klassifiziert werden.
Die unsichtbaren Begleiter im Teig
Emulgatoren: Die Textur-Manipulatoren
Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren verstecken sich in nahezu jedem industriell hergestellten Focaccia. Diese Emulgatoren sorgen für eine gleichmäßige Krume und verlängerte Haltbarkeit, können jedoch die Darmflora beeinträchtigen. Besonders tückisch: Sie tauchen in der Zutatenliste oft unter harmlosen Bezeichnungen wie „Emulgator“ auf, ohne die spezifische E-Nummer zu nennen.
Enzyme: Die heimlichen Helfer
Noch schwerer zu durchschauen sind zugesetzte Enzyme. Da sie als „Verarbeitungshilfsstoffe“ gelten, müssen sie nicht zwingend deklariert werden. Alpha-Amylase und Xylanase optimieren Teigstruktur und Backeigenschaften, bleiben für Verbraucher aber völlig unsichtbar. Für Allergiker kann dies problematisch werden, da manche Enzyme aus genetisch veränderten Mikroorganismen stammen.
Konservierungsstoffe in neuer Verpackung
Propionsäure und ihre Salze finden sich häufig in preiswertem Focaccia, werden aber selten direkt als Konservierungsmittel beworben. Stattdessen erscheinen sie als „Calciumproprionat“ oder unter der E-Nummer E282. Diese Substanzen können bei empfindlichen Personen Kopfschmerzen und Unwohlsein auslösen.
Aromastoffe: Wenn der Geschmack täuscht
Der verführerische Duft von Kräutern und Olivenöl stammt bei Billig-Focaccia oft nicht aus natürlichen Quellen. „Natürliche Aromen“ klingen unbedenklich, können jedoch aus völlig anderen Rohstoffen gewonnen werden als erwartet. Ein „natürliches Rosmarinaroma“ muss beispielsweise nicht aus Rosmarin stammen – es genügt, wenn die Aromakomponenten in der Natur vorkommen.
Noch problematischer sind „Aromastoffe“ ohne weitere Spezifikation. Diese synthetischen Geschmacksverstärker können allergische Reaktionen auslösen und maskieren oft die Abwesenheit echter Zutaten wie hochwertigem Olivenöl oder frischen Kräutern.
Versteckte Zucker und modifizierte Stärke
In traditionellem Focaccia hat Zucker nichts verloren – industrielle Varianten enthalten jedoch häufig verschiedene Süßungsmittel. Dextrose, Maltodextrin oder Gerstenmalzextrakt verbessern Bräunung und Geschmack, treiben aber unnötig den Zuckergehalt in die Höhe.
Modifizierte Stärke fungiert als Bindemittel und Wasserspeicher. Obwohl als unbedenklich eingestuft, verändert sie die natürliche Nährstoffzusammensetzung erheblich und kann bei übermäßigem Verzehr Verdauungsprobleme verursachen.
So durchschauen Sie die Zusatzstoff-Falle
Die 5-Sekunden-Regel
Können Sie alle Zutaten in fünf Sekunden vorlesen? Wenn nicht, enthält das Produkt wahrscheinlich zu viele Zusatzstoffe. Echtes Focaccia sollte mit maximal zehn Inhaltsstoffen auskommen.
Reihenfolge beachten
Zutaten werden nach Gewichtsanteil sortiert aufgelistet. Erscheinen Zusatzstoffe in der ersten Hälfte der Liste, dominieren sie das Produkt. Olivenöl sollte bei authentischem Focaccia unter den ersten fünf Zutaten stehen.
E-Nummern entschlüsseln
Laden Sie eine Zusatzstoff-App herunter oder merken Sie sich kritische Bereiche: E200-299 (Konservierungsstoffe), E300-399 (Antioxidantien), E400-499 (Verdickungs- und Geliermittel). Je mehr E-Nummern, desto industrieller das Produkt.
Qualität erkennen trotz Preisdruck
Hochwertige Focaccia kostet ihren Preis – doch auch im mittleren Preissegment finden sich bessere Alternativen. Achten Sie auf regionale Bäckereien im Supermarkt, die oft transparenter mit ihren Zutaten umgehen. Bio-Siegel garantieren zwar nicht automatisch weniger Zusatzstoffe, schließen aber die problematischsten Varianten aus.
Besonders aufschlussreich ist ein Blick auf die Nährwerttabelle: Enthält das Focaccia überraschend wenig Fett, wurde wahrscheinlich am Olivenöl gespart und durch Zusatzstoffe kompensiert. Echter mediterraner Geschmack braucht keine chemischen Hilfsmittel.
Die nächste Focaccia-Kaufentscheidung wird damit zur bewussten Wahl: Lassen Sie sich nicht von Schnäppchen-Preisen blenden, sondern investieren Sie die gesparte Zeit vom Preisvergleich lieber in das Studium der Zutatenliste. Ihr Gaumen – und Ihre Gesundheit – werden es Ihnen danken.
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